Was macht eine starke Volksschule aus?

Was macht eine starke Volksschule aus?

Eine starke Volksschule – das wollen wir alle. Nur der Weg zum Ziel spaltet die Geister. Noch bevor eine Bildungsreform umgesetzt ist, wird die nächste gefordert. Dabei ist auch bei Reformen «nicht alles Gold, was glänzt». Grundlegende Prinzipien gilt es zu berücksichtigen: Eine starke Volksschule bezieht die Eltern in den Unterricht eng mit ein, fokussiert auf einen praxisorientierten Unterricht, fördert und überfordert Kinder nicht. In Gesellschaftsfragen bleibt sie neutral.

Dieser Artikel wurde erstmal im “Zürcher Bote” am 22. Februar 2019 veröffentlicht.

Man kann bekanntlich immer von zwei Seiten vom Pferd fallen. So gibt es Lehrpersonen, die die Meinung vertreten, Eltern sollten sich in den Schulunterricht nicht einmischen. Auf der anderen Seite gibt es Eltern, die von Lehrpersonen erwarten, die Erziehung ihrer Kinder sozusagen zu übernehmen. Beides Szenarien, die definitiv zum falschen Ergebnis führen.

Kompetenzen stärken
Unsere Volksschule ist immer nur so erfolgreich, wie sie willens ist, die Eltern in den Unterricht miteinzubeziehen. Beide Seiten – Lehrpersonen und Eltern – müssen sich bewusst sein, wo der Bereich der eigenen Einflussnahme beginnt und endet. Wenn sich die Verantwortungsbereiche überschneiden, ist Kooperation und eine lösungsorientierte Zusammenarbeit ein Muss. Schliesslich geht es um nichts weniger als die Zukunft der nächsten Generation.

Vermeintliche oder tatsächliche Missstände in einzelnen Familien – ja, die gibt es – führen dazu, dass die Schule als universelle Problemlöserin verstanden wird. Im Sinne der schnellen Lösung werden Eltern in der Folge Kompetenzen entzogen, anstatt sie neu zu befähigen und in ihrer Verantwortung zu stärken. Ein freiheitliches Verständnis geht davon aus, dass Eltern die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder tragen und Lehrpersonen sie darin unterstützen.

Praxisorientiert und neutral
Unsere Volksschule ist dann stark, wenn der Unterricht praxisorientiert aufgebaut ist. Das Vermitteln von Wissen muss im Fokus stehen. Lehrmittel und -methoden müssen sich auf die Entwicklungsschritte der Kinder ausrichten und nicht auf die neusten, häufig zu wenig hinterfragten Errungenschaften des Bildungs-Marktes. Es gilt jedes Kind zu fördern, aber keines zu überfordern. Rückbesinnung auf Bewährtes steht nicht im Widerspruch, berechtigte Neuerungen zu prüfen.

Im Gegensatz zur Wirtschaft hat sich der Entwicklungsprozess eines Kindes nicht verändert. Beispielsweise sind digitale Medien zwar zu einem unverzichtbaren Mittel des Austauschs in der Gesellschaft geworden. Doch die Wirtschaft profitiert nur von Kindern, die gelernt haben, den Umgang mit digitalen Medien zu beherrschen als von solchen, die von digitalen Medien beherrscht werden.

Eine starke Volksschule zwingt weder ein gesellschaftliches Modell auf noch schliesst es andere aus. Hier muss die Schule Neutralität wahren. Ein Beispiel: Es darf nicht sein, dass konservative Haltungen negativ besetzt oder sogar diskriminiert werden. Weiter dürfen Kinder nicht darunter leiden, dass Eltern ihre Erziehungsaufgabe wahrnehmen.
 
Optimum statt Maximum
Gelebte Familien- und Gesellschaftsmodelle sollten von einer starken Volksschule optimiert, maximierte Theorien aber aussen vorgelassen werden. Kein Schulsystem ist perfekt, daher werden Reformen früher oder später immer wieder diskutiert werden müssen. Eine starke Volksschule verdrängt bei diesen Reformen jedoch Altbewährtes nicht, sondern bezieht es mit ein.

Bildquelle: Günter Havlena  / pixelio.de


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